Kostümgeschichte,  Rokoko

Der Caraco

Jacken im Rokoko

1750ca, Pehr Hilleström - Girl with a soup bowl
1750ca, Pehr Hilleström – Girl with a soup bowl

Der Caraco

Der „Caraco“, eine bis in die 1790er Jahre beliebte Schoßjacke, tauchte bereits Anfang des 18. Jahrhunderts in der bürgerlichen Frauenkleidung auf. Erhaltene Stücke, gefertigt aus kostbaren Seiden aus den 1740ern lassen darauf schließen, dass der Caraco bald seinen Weg in die Kleidung der reicheren Damen fand. Der Schnitt des Caracos war enganliegend in den Varianten à l’anglaise mit Teilungsnähten im Rücken, die ab Taille in Falten aufsprangen oder a´la francaise, mit Watteaufalten im Rücken. „Pet-en´láir“ war eine weitere zeitgenössische Bezeichnung eines Caraco a´la francaise.

Die Schöße, hüft- bis knielang, waren mal mehr, mal weniger stark zurückgeschnitten. Sie waren in Falten gelegt oder fielen glatt über dem Rock. Charakteristisch waren seine dreiviertel langen Ärmel, die bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts mit Aufschlägen getragen wurden. Anfangs waren die Ärmelaufschläge noch relativ anliegend geschnitten, entwicklten sich jedoch um 1730 immer mehr zu einer flügelähnlichen Form. Ab 1740 tauchten neben den Flügelmanschetten Rüschenvolants auf unter denen zarte Spitzenvolants, so genannte „Engageantes“ aus Batist oder Spitze hervorschauten.

Das tiefe Dekolleté war rund oder v-förmig ausgeschnitten. Zarte Gaze- oder Batisttücher bedeckten das Dekolleté und wurden in den Ausschnitt des Caracos gesteckt. Der Caraco wurde vorn durch Haken und Ösen, Schleifen oder durch eine Schnürung geschlossen. Knöpfe hingegen wurden eher als Dekoration getragen. Einige Varianten des Caracos wurden mit einem Brusteinsatz, einem „Stecker“, unterlegt. Der Stecker konnte aus dem gleichen Material, einfarbig oder aufwendig bestickt gestaltet sein und wurde mit kleinen Nadeln an den Vorderkanten befestigt.

Bevorzugte Materialien waren kostbare Seiden und Brokatseiden, oftmals auch aus den Stoffen älterer Kleider gefertigt. Ab 1780 wurden die Materialien einfacher und man verwendete bedruckte Baumwoll- oder Leinenstoffe. Als Futterstoff wurde hauptsächlich Leinen verwendet.


Beispiele auf zeitgenössischen Gemälden

1744-45, Jean-Etienne Liotard - The Chocolate Girl
1744-45, Jean-Etienne Liotard – The Chocolate Girl
1755ca, Pietro Antonio Rotari - Young Girl Writing a Love Letter
1755ca, Pietro Antonio Rotari – Young Girl Writing a Love Letter
1760, Peter Jakob Horemans - Küchenstillleben mit weiblicher Figur und Papagei, Detail
1760, Peter Jakob Horemans – Küchenstillleben mit weiblicher Figur und Papagei, Detail
1765, Peter Jacob Horemans - Sleeping girl
1765, Peter Jacob Horemans – Sleeping girl
1785, Louise Elisabeth Vigee-Lebrun - Comtesse Louis-Philippe de Segur
1785, Louise Elisabeth Vigee-Lebrun – Comtesse Louis-Philippe de Segur
1789, Elisabeth Vigee-Lebrun - Madame Perregaux
1789, Elisabeth Vigee-Lebrun – Madame Perregaux

Beispiele aus zeigenössischen Modemagazinen

1778, Gallerie des Modes et Costumes Francais
1778, Gallerie des Modes et Costumes Francais
1780, Gallerie des Modes et Costumes Francais
1780, Gallerie des Modes et Costumes Francais

Beispiele von erhaltenen Kleidungsstücken

1740-70, Caraco, LACMA | Los Angeles County Museum of Art
1740-70, Caraco, LACMA | Los Angeles County Museum of Art
1750ca, Caraco, Metropolitan Museum
1750ca, Caraco, Metropolitan Museum
1760ca, Ensemble - Caraco & Rock, LACMA
1760ca, Ensemble – Caraco & Rock, LACMA | Los Angeles County Museum of Art
1760ca, Ensemble - Caraco & Rock, Metropolitan Museum
1760ca, Ensemble – Caraco & Rock, Metropolitan Museum

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