Biedermeier,  Kostümgeschichte

Allgemeine Merkmale des Biedermeier

1841, Carl Spitzweg - Der Sonntagsspaziergang
1841, Carl Spitzweg – Der Sonntagsspaziergang

Biedermeier ca. 1820 – 1850

Politik

In wohlhabenden Familien arbeitete der Mann und bekleidete oftmals hohe Positionen, während die Frau daheim blieb und sich selbst, sowie den Erfolg ihres Mannes durch ihre Schönheit, Kleidung und Eleganz repräsentierte.
Immer mehr Frauen forderten jedoch auch politische Rechte und ihre bürgerliche Gleichstellung in der Gesellschaft. So wagte es die Dichterin George Sand sogar sich in Männerkleidung zu zeigen.

Wirtschaft

Das Zeitalter der Industrialisierung schritt mit großen Schritten voran und ein schnelles Wachstum der Städte zur Folge hatte. Dampfmaschinen in der Schifffahrt und der Eisenbahn machten schnelleres Reisen möglich. Die Dampfmaschinen ermöglichten nicht nur die Herstellung von Massenartikeln, sie sorgten auch für ihre schnelle Verbreitung. Viele konnten sich im Zuge der Industrialisierung bereichern und gelangten zu Wohlstand. Daneben wurden zahlreiche Menschen in eine hoffnungslose Abhängigkeit gebracht. So trennte sich die Gesellschaft in zwei Klassen – in arm und reich. Männer, Frauen und sogar Kinder mussten für einen Hungerlohn unter erbärmlichen Zuständen arbeiten.
Die totale Armut der arbeitenden Bevölkerung hatte bald erste Streiks zur Folge. Die Arbeiter kämpften gegen die Missstände in der Gesellschaft an und sorgten mit ihren Streiks für Unruhe. Der Aufstand der Seidenweber wurde durch einen blutigen Straßenkampf beendet. Um die Lage der arbeitenden Klasse zu verbessern wurden zwischen 1833 und 1844 in England Gesetze für die soziale Wohlfahrt erlassen.

Wissenschaft

Mit der Erfindung des elektrischen Telegrafens 1837 konnten nun schnelle Nachrichten übermittelt werden. Ebenso machte die Entdeckung und Entwicklung der Fotografie große Fortschritte.

Architektur

In der Architektur fand man keinen eigenen Stil und so baute man hauptsächlich im antiken Stil. Aber auch das beliebte Mittelalter fand in der Baukunst seine Beachtung: so ließen sich z.B. Prinz Friedrich von Preußen und Kronprinz Maximilian von Bayern Ritterburgen bauen.
Die monumentalen, antiken Möbelformen wurden bürgerlich-bescheiden. Das charakteristische Streublümchenmuster der Mode wiederholte sich auch in den Dekoren der Möbelbezüge und des Porzellangeschirrs.

Kunst und Kultur

Im Gegenzug zur sich immer weiter ausbreitenden Industrialisierung, den ständigen neuen Erfindungen, der steigenden Hektik und der erdrückenden Arbeitswelt wuchs die Sehnsucht, dem Alltag zu entfliehen. So wurde das Mittelalter bald zu Ideal der bürgerlichen Bevölkerung. Selbst Dichtung, Kunst, Wissenschaft und das Leben fanden ihr Vorbild im Mittelalter. Man war der Aufklärung leid und sehnte sich nach dem Geheimnisvollen vergangener Zeiten.

Mode

Der Wohlstand wirkte sich auch auf die Kleidung der Frau aus, sie repräsentierte den Reichtum des Mannes. Durch die weniger ansprechende Silhouette des Empire wollten die Frauen nun wieder ihre Taille hervorheben. Als Schönheitsideal des Biedermeier galten zarte, zerblich wirkende Frauen mit schmalen Schultern und schmaler Taille, welches durch die Kleidung widergespiegelt wurde. Die Kleidung wurde im Laufe der Zeit immer unpraktischer und die ausladenden und aufwendigen Formen zwangen die Frau zur Untätigkeit. Charakteristisches Merkmal der Kleidung dieser Zeit war die Krinoline, anfangs noch als steife Unterfütterung des Damenrockes, später als Reifrock mit eingearbeiteten Stahlreifen, sowie die breiten Keulenärmeln.
Die Form und Ausstattung der Kleidung änderte sich ständig, da die Oberschicht sich von den unteren Schichten abgrenzen wollte. Für die ärmeren Frauen der Unterschicht begann man Schnittmuster zu verkaufen, so dass diese sich ihre Garderobe selbst nähen konnten. Zur Zeit der Befreiungskriege wurden in Deutschland altdeutsche Trachten modern.

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