Damenkleidung der italienischen Renaissance
Kleidung der Dame in Italien ca. 1425 – 1580
Oberteile
Die Miederoberteile der italienischen Renaissance waren körpernah geschnitten und mit einem großen eckigen oder leicht gerundeten Ausschnitt versehen. Die Ausschnitt verlief hauptsächlich über dem Schultergelenk, so dass Nacken und Schulter frei bleiben. Auf zahlreichen Abbildungen der Frührenaissance lassen die Mieder die Körperform relativ natürlich erscheinen, was vermuten lässt, dass keine oder nur wenig Verstärkungen eingearbeitet wurden. Die Mieder reichten bis zur natürlichen Linie der Taille oder ein wenig oberhalb davon. Als Verschluss diente Schnürungen mit Kordeln. Hierfür arbeitete man Ösen oder Metallringe in das Mieder ein. Die Schnürungen konnten sowohl vorne, als auch hinten sein. Breite Borten dienten als Verzierung und wurden entlang des Ausschnittes und den vordern Verschlusskanten genäht.
Röcke
Die faltenreichen Röcke waren bodenlang und weit geschnitten. Bisweilen wurden die Röcke am Saum ebenfalls mit einer breiten, andersfarbigen Borten verziert.
Kleider & Kostüme
Das Hauptgewand der Frau bezeichnete man als „Gamurra“. Dieses Kleidungsstück wurde unter dem Obergewand oder dem Mantel getragen. Das Oberteil war anliegend, meist mit einem runden Ausschnitt versehen und hatte lange Ärmel, die einfallsreich gestaltet und zum Teil auswechselbar waren. Durch Einführung des Kleiderschnitts war es nun möglich dieses Gewand körpernah zu gestalten. Eingesetzte Keile, so genannte „Geren“, ermöglichten eine Erweiterung des Rocksaumes.
Über der Cotta wurde die „Cioppa“ getragen, ein Oberkleid mit einer Schleppe, das hoch gegürtet wurde und große Armausschnitte oder Ärmel in verschiedensten Formen. Das Kleid der Frau bestand aus einem Mieder und einem Rock, die durch eine Taillennaht verbunden waren. Oft wurde das hautenge Mieder vorn geschnürt, darunter schaute ein reich verziertes Hemd hervor, das normalerweise zum Kleid dazu gehörte. An diesem Mieder war der Doppelrock befestigt. Der Oberrock mit Überlänge wurde hoch gerafft und ließ den Blick auf den bodenlangen Unterrock zu.
Unterkleidung
Unter den Kleidern trugen die Frauen eine Chemise, ein Hemd aus Leinen. Sie war weit geschnitten und am Ausschnitt meist in kleine Fältchen gelegt, die mit einer Borte zusammengefasst wurden. Auf zahlreichen zeitgenössischen Abbildungen sieht man die Chemise am Ausschnitt des Kleides und durch Ärmelschlitze an den Schultern, sowie an den Handgelenken hervor blitzen. Die Ausschnittkante des Hemdes wurde mit goldener, schwarzer oder roter Stickerei verziert, wobei es aber auch Hemden mit einer rein weißen Borte. Es gab sowohl Chemisen mit viereckigem, wie auch mit rundem Ausschnitt. Neben dem Ausschnitt wurden auch die Ärmel mit Stickereien versehen.
Stoffe und Farben
Herrliche Stoffe, wie Damast, golddurchwirkte Brokate, farbig gemusterte Samtstoffe, in heimatlichen Manufakturen hergestellt bestimmten die Gewänder der italienischen Dame. Besonders beliebt waren prächtige Seidenstoffe in leuchtenden Farben, wie Rot, Grün und Gelb.
Frisuren und Kopfbedeckungen
Das Haare ordnete man in kleinen phantasievollen Frisuren, geordnet oder offen getragen. Je nach individuellem Geschmack verzierte man die Frisur mit Perlenschnüren, Schleier, andersfarbigen Haarsträhnen, Locken, Flechten, zarten Haarnetzen oder mit Bändern oder Perlenschnüren umwickelte Hauben. Um die Frisuren voller erscheinen zu lassen, füllte man die Haarenetze bisweilen auch mit Wolle oder Baumwolle aus. Wohlhabende Frauen färbten ihr dunkles Haar blond. Hierfür befeuchteten sie ihr Haar und breiteten es über einen Strohkrempe, die sie auf dem Kopf trugen aus.
Als Entsprechung zur deutschen Hörnerhaube trug die Italienerin die „Sella“, eine kleine Hörnerhaube verziert mit kostbaren Juwelen und einem Schleier. Die Sella wurde hauptsächlich in der Frührenaissance getragen.
Accessoires/ Schmuck
Das „Fazzoletto“, ein kostbares, mit Spitzen oder Stickereien verziertes Taschentuch, galt als Luxusgegenstand für die höheren Schichten. Die Damen hielten es in der Hand, so dass es sichtbar war. Äußerst beliebt bei den Damen war das parfümierte Fazzoletto. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurde es durch Kleiderverordnungen für die unteren Bevölkerungsschichten verboten. Mit zunehmendem Wohlstand des Bürgertums, spielte auch die Zurschaustellung des eigenen Reichtums eine immer größere Rolle. Dieser neu erworbene Reichtum wurde mit luxuriösen Schmuckstücken verschwenderisch präsentiert. Perlen und Edelsteine fanden immer mehr Verwendung in der Herstellung von Schmuck. Eine Kette mit Medaillon diente als Schmuck. Perlenketten mit und ohne Anhänger, Ketten mit emaillierten Perlen, sowie goldene Gliederketten waren in Mode.
Auf der Stirn trugen die Frauen die so genannte „Ferronière“, eine Kette mit Agraffe oder ein Metall-Strinband. Ebenso waren schmale Sirnbänder mit ein oder mehreren Anhängern aus Edelsteinen sehr beliebt. In das Haar wurden kleine Edelsteine, Perlen und Perlenschnüre kunstvoll eingearbeitet. Auf einigen zeitgenössischen Portraits lässt sich die Verwendung von Agraffen erkennen, die ebenfalls ins Haar gesteckt wurden. Broschen wurden nach wie vor gern getragen. Beliebt waren runde Broschen, die mit kostbaren Steinen besetzt waren.
Schuhwerk
Im 15. Jahrhundert kam der „Zoccolo“, ein Stelzpantoffel auf, der hauptsächlich von den venezianischen Damen getragen wurde. Die sich nach unten verjüngende Sohle des Zoccolo konnte bis zu 40cm hoch sein.
Kosmetik
Für die Frauen galt eine hohe Stirn als erstrebenswert, dafür wurden die vorderen Kopfhaare und die Augenbrauen bereits in jungen Mädchenjahren ausgezupft. Die Frauen achteten sehr auf Sauberkeit, sie wuschen sich mehrmals in der Woche die Haare und badeten.